Soziale Ungleichheit und Einkommensarmut haben in den letzten Jahren zugenommen – das ist erwiesen. Auch die soziodemographische Struktur der Bevölkerung am unteren Ende der Einkommensverteilung ist gut erforscht. Inwieweit prekäre Lebenslagen aber ein dauerhaftes Schicksal oder eine temporäre und damit prinzipiell überwindbare Krise der Betroffenen darstellen, wurde bislang lediglich hinsichtlich Arbeitslosigkeit und Sozialhilfebezug untersucht. Doch nicht alle Arbeitslosen sind arm, nicht alle von Armut betroffenen Menschen sind arbeitslos oder beziehen Sozialhilfe, und nicht zuletzt sind Ausstiege aus Arbeitslosigkeit und Sozialhilfebezug nicht unbedingt mit wesentlichen Einkommensverbesserungen verbunden. Andreß und Krüger nehmen in diesem Buch den gesamten – alles andere als homogenen – Niedrigeinkommensbereich in den Blick. Anhand repräsentativer Längsschnittdaten werden Handlungsoptionen und -restriktionen der Betroffenen identifiziert, um daran ihr faktisches Verhalten zu messen: Wie verändern sich Erwerbsbeteiligung und materielle Situation im Zeitablauf? Welche Rolle kommt dabei der Eigeninitiative der Individuen, ihrem sozialen Netzwerk sowie Hilfeangeboten von institutioneller Seite zu? Und nicht zuletzt: In welchem Maße sind Ausstiege aus dem unteren Einkommensbereich nachhaltig und von Dauer?