Luigi Pirandello (1867-1936), ‚Klassiker der Moderne‘, hat im vergangenen 20. Jahrhundert die unterschiedlichsten Interpretationen erfahren. Pirandellos Themen (Identitätsauflösung, Sein und Schein, Unerkennbarkeit der Wahrheit, Unmöglichkeit der Kommunikation, Aufhebung des Illusionstheaters, Umorismo usw.) sind dabei meist philosophisch, psychologisch oder soziologisch gedeutet worden. Nun bieten neuere Ansätze der Kulturwissenschaften die Möglichkeit, die aus den Fugen geratene Welt Pirandellos auch als Resultat eines Konflikts verschiedener kultureller Sehweisen zu deuten. Dies erlaubt es, Pirandello anders und neu zu verstehen, als Wegbereiter einer zunehmend hybriden europäischen Kultur, die aus dem Spannungsverhältnis zwischen sich wechselseitig relativierenden Zentren und Peripherien innerhalb des Kontinents resultiert.
Mit Beiträgen von Johanna Borek, Claudio Cicotti, Walter Geerts, Pascale Guaragnella, Susanne Kleinert, Thomas Klinkert, Kai Nonnenmacher, Christine Ott, Michael Rössner und Monika Schmitz-Emans.