Dieses Buch ist eine Grundlegung der hermeneutischen Philosophie, in der Interpretation und Verstehen neu bestimmt werden. Das Interpretieren erweist sich dabei als originärer Bezug auf eine Sache; es ist sachgebundener als jede andere Art des Erkennens. Zwar wird die Interpretation vom Interpreten gemäß seinen je individuellen Möglichkeiten vollzogen, aber das zu Interpretierende geht in diesen Möglichkeiten nicht auf; es ist etwas, das entgegensteht und darin herausfordert. Die hermeneutische Erfahrung ist Erfahrung des Gegenständlichen; das Gegenständliche ist die Sache im Zentrum der hermeneutischen Philosophie. Mit der Rehabilitierung des Gegenständlichen bezieht Figal Stellung gegen die für die moderne Philosophie charakteristische Kritik an der 'Vergegenständlichung' oder 'Verdinglichung'. Diese Kritik, die vom Vollzugscharakter des menschlichen Lebens her gedacht ist, verkennt den in jeder komplexeren Lebensäußerung leitenden Ding- und Sachbezug. In der hermeneutischen Erfahrung intensiviert sich nur, was für das menschliche Leben allgemein gilt. Dieser Gedanke wird hier auf eine Bestimmung des menschlichen Lebens hin entwickelt. Das geschieht, indem das Verhalten in der Welt von deren hermeneutischen Dimensionen her phänomenologisch beschrieben wird. Diese Dimensionen sind Freiheit, Sprache und Zeit.