Der Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn (1820-1865) ist das früheste zusammenhängende Briefkonvolut Theodor Fontanes (1819-1898). Er gilt als eine wichtige Quelle für die Bewertung von Fontanes politischem, beruflichem und literarischem Orientierungsprozess. Der Briefwechsel wird hier erstmals wissenschaftlich auf der Grundlage der handschriftlichen Quellen ediert. Während Fontanes Biographie als gut erschlossen gelten kann, weiß man vergleichsweise wenig über den Publizisten, Schriftsteller und Übersetzer Wilhelm Wolfsohn, der eine wichtige Rolle für die Vermittlung russischer Literatur in Deutschland spielte und einer der bedeutendsten Förderer des jungen Fontane war. Auch blieb der kulturelle Spannungsbogen, den es zwischen dem Apothekersohn aus der preußischen Provinz und dem russisch-galizischen Juden aus dem expandierenden Odessa der Gründerjahre gegeben haben muss, weitgehend unbeachtet. Über den bildungsgeschichtlichen und kulturellen Hintergrund Wolfsohns, seine Tätigkeit als Übersetzer, Publizist, Herausgeber und Dramatiker sowie die interkulturellen Aspekte seiner Beziehung zu Fontane und ihre Bedeutung für die Fontane-Biographik informiert eine Sammlung von Aufsätzen im zweiten Teil des Bandes.