C. Mantzavinos stellt dem Autonomieanspruch der Geistes- und Sozialwissenschaften die These der Einheit der wissenschaftlichen Methode gegenüber. Er zeigt, wie Material, das 'sinnhaft' ist, vor allem menschliche Handlungen und Texte, mit Hilfe der hypothetisch-deduktiven Methode - der gängigen Methode der Naturwissenschaften - erfasst werden kann. Die hermeneutische Methode ist nichts anders als die auf sinnhaftes Material angewendete hypothetisch-deduktive Methode. Sowohl menschliche Handlungen im allgemeinen als auch Ergebnisse solcher Handlungen, vor allem Texte, sind, obwohl sinnhaft, mittels der hypothetisch-deduktiven Methode gut erfassbar. Der Autor zeigt, dass Sinnzusammenhänge sehr oft in Wirkungszusammenhänge transformierbar sind und daher nomologisch durchleuchtet werden können. Auch in denjenigen Fällen, in denen diese Transformation nicht möglich ist, kann man die hypothetisch-deduktive Methode anwenden: Man kann Hypothesen formulieren, die dazu dienen, den entsprechenden Sinnzusammenhang zu rekonstruieren, und dann aufgrund des verfügbaren empirischen Materials überprüfen, welche der angebotenen Hypothesen zutreffend sind. Bei Rekonstruktionen, wie bei der Feststellung von Einzeltatsachen im allgemeinen, fungieren bestimmte singuläre deskriptive Aussagen gerade in dem Sinne als Hypothesen, dass man nach Gründen für ihre Wahrheit sucht. Somit brauchen auch diejenigen Disziplinen, die sich mit wissenschaftlichen Problemen der Rekonstruktion von Sinnzusammenhängen befassen, die Orientierung ihrer Tätigkeit an der Wahrheitsidee nicht zugunsten anderer Ideale und regulativer Ideen zu opfern. "Mantzavinos hat eine naturalistische Hermeneutik entwickelt, die in der Lage ist, Sinnprobleme adäquat zu lösen. Das Buch ist der wichtigste neuere Beitrag zur Analyse dieser Probleme, den ich bisher gesehen habe. Es ist unentbehrlich für jedes Seminar über Probleme der Hermeneutik." Hans Albert, Heidelberg