Am 15. Juli 1927 waren die Schriftsteller Manès Sperber, Heimito von Doderer und Elias Canetti - ohne voneinander zu wissen - Augenzeugen des Justizpalastbrandes in Wien. Für alle drei war dieses Ereignis Anstoß, um in ihrem literarischen Werk das politische, gesellschaftlich-wirtschaftliche und kulturelle Umfeld ihrer Zeit zu reflektieren. Das (Fehl-)Urteil in einem hoch brisanten politischen Prozess und eine radikalisierte Berichterstattung in den Parteimedien hatten Demonstrationsmärsche sozialdemokratischer Arbeiter in die Innere Stadt ausgelöst, in deren Folge der Palast in Brand gesteckt worden war. Die mit Polizeigewalt niedergeschlagenen Unruhen kosteten 89 Menschen das Leben; hunderte wurden verletzt. Wie kein anderer gilt dieser Tag als Symbol des radikalisierten, gewaltbereiten politischen Klimas in Österreichs Zwischenkriegszeit.