Albert Ehrenstein, bekannt als expressionistischer Dichter, hat sich vom Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts bis zu seinem Lebensende intensiv mit chinesischer Literatur beschäftigt. Basierend auf europäischen ÜberSetzungen dichtet Ehrenstein altchinesische Lyrik und Romane nach. Seine chinesischen Nachdichtungen bilden einen wichtigen Teil seines Werks, allerdings wurden sie bisher in der Forschung wenig beachtet.
Die vorliegende Untersuchung Setzt sich mit Ehrensteins erstem Nachdichtungswerk: „Schi-King. Das Liederbuch Chinas“ auseinander, das mitten in der China-Begeisterung in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Diese kompara¬tistische Studie nimmt sowohl Ehrensteins euro¬päische Vorlagen als auch das chinesische Original in den Blick. Dabei werden Ehrensteins Vorgehensweise bei der Bearbeitung seiner Vorlagen charakterisiert und die sprachlichen und inhaltlichen Eigen¬schaften seiner Schi-King-Nachdichtung herausge¬arbeitet, die deutlich den Einfluss des Expressionis¬mus aufweisen. Ferner werden die Abweichungen vom chinesischen Original unter kulturpsycholo¬gischem Aspekt betrachtet und die hinter den Phänomenen stehenden Unterschiede der beiden Kulturen erhellt.