Die Arbeit beschäftigt sich im weitesten Sinne mit dem Verhältnis zwischen einem Text, seinen Lesern und deren Kritikern. Ihr Gegenstand sind Anspielungen auf zeitgeschichtliche Ereignisse in antiken literarischen Texten und die Vermutungen, die die Verfasser antiker exegetischer Literatur darüber äußern. Ziel ist dabei - anders als in den meisten einschlägigen Untersuchungen - nicht die Präsentation neuer Interpretationen zu den klassischen Texten, sondern die Analyse der aus Antike und Spätantike überlieferten Anspielungsdeutungen. An diese wird die Frage gestellt, welche Absichten, Ziele und Verfahren die Exegeten den von ihnen kommentierten Dichtern unterstellten und auf welchem Wege sie selbst zu ihrer Interpretation gelangten. Der Vergleich der einzelnen Interpretationen läßt typische Denkweisen und Interpretationsmuster hervortreten, ermöglicht einen Einblick in den geistigen Hintergrund der antiken Kommentatoren und schafft damit erst die Basis für die Beurteilung ihrer auch heute immer wieder diskutierten Vorschläge.