Wir leben heute in einer Medien- und global vernetzten Informationsgesellschaft, in der Medien und Medienumgang längst zu einer natürlichen Grundlage des Aufwachsens geworden sind. Durch die rasante Medienentwicklung kommt es jedoch zu Veränderungen der Lebenswelt wie auch unserer Verantwortungsspielräume. Im komplizierten Mediengeflecht ist längst nicht mehr klar, wen man eigentlich verantwortlich machen, geschweige denn nach welchen Entscheidungskriterien man sich orientieren soll. Die moralischen Verunsicherungen zeigen, dass unsere moralische Reflexionskompetenz den Entwicklungen kaum gewachsen ist. Für die konstruktive Gestaltung einer Mediengesellschaft der Zukunft ist es deshalb unabdingbar, sich der Frage nach dem Entwurf einer Medienethik zuzuwenden.
Da das Christentum im Wesentlichen auf Vermittlung, Verständigung und Kommunikation basiert, gehört das Bemühen um das Gelingen zwischenmenschlicher Kommunikation auch über die Medien theologisch betrachtet zur Aufgabe des Menschen. Wird das Miteinander von Menschen, das durch Kommunikation ermöglicht wird und damit auch das menschliche Personsein durch die Medien und Medienentwicklung in irgendeiner Weise beeinträchtigt oder behindert, ergeben sich damit nicht nur medienethische, sondern auch grundlegende Fragen von theologischer Bedeutung. Die Untersuchung unternimmt deshalb den Versuch, sich mit Medienethik aus theologischer Perspektive auseinanderzusetzen. Die Arbeit, die einer linearen Gliederung in Vergangenheit, Gegenwart und einem Ausblick in zukünftige Entwicklungen folgt, versucht einerseits in einer historischen Analyse die Entwicklungslinien einer Medienethik und das Verhältnis von Protestantismus und Medien nachzuzeichnen und zu interpretieren, und andererseits nach der theologischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen medialer Kommunikation in der Gesellschaft zu fragen.