Durch betont betriebswirtschaftliches Denken im Zusammenhang mit neuen Informationstechnologien sind die Bibliotheken in einen Strukturwandel ungeahnter Größe und Eigendynamik geraten. Das Verhältnis von Lehre und Forschung hat sich durch neue Ausbildungsgänge nach dem Bologna-Modell maßgeblich verändert. So stellt sich mit großer Eindringlichkeit die Frage nach dem zukünftigen Rollenverständnis der Bayerischen Staatsbibliothek. Wem hat die Bibliothek zu dienen: der Forschung, der Industrie, der Wirtschaft, der Lehre, der allgemeinen Bildung, der Unterhaltung oder allen zugleich? Es zeigt sich überraschend, dass diese Frage seit 200 Jahren gestellt, aber nie klar beantwortet wurde. Zunehmend hat die Bayerische Staatsbibliothek die Rolle einer Undergraduate Library für Studenten und darüber hinaus die einer Öffentlichen Bücherei übernommen. Das heutige vielfach unspezifische „Kunden“-Verständnis wird problematisiert. Es werden differenzierende Überlegungen angestellt, die den ganz unterschiedlichen Informationsbedürfnissen von Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern bzw. von Forschern und Lesenden gerecht zu werden versuchen: Reflexionen zur Rolle der Bayerischen Staatsbibliothek im Netzwerk unterschiedlicher Informationseinrichtungen als einer international bedeutenden Institution sowohl auf dem Gebiet der elektronischen Medien wie der überkommenen Schriftkultur.