In der anfänglichen Euphorie über die unerwartete Einheit Deutschlands unterschätzten Bürger und Politiker die Schwierigkeiten, die es in wirtschaftlicher, sozialer und mentaler Hinsicht zu bewältigen galt. Vor allem täuschte man sich im Zeithorizont des angestrebten Aufbauprozesses Ost, der seit Mitte der 1990er Jahre ins Stocken gekommen ist. Aus heutiger Sicht kann man damalige Fehler und Versäumnisse benennen, doch hinterher ist man immer klüger. Die errungene Freiheit ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden, die Massen-arbeitslosigkeit in den neuen Ländern jedoch eine tägliche Provokation. Aber ist es wirklich so, wie in den Medien zu hören und zu lesen ist, dass statt blühender Landschaften lediglich die DDR-Nostalgie blühe, dass statt Aufbruchstimmung schrumpfende Städte das Bild bestimmten und dass ein gefährlicher Substanzverlust der Republik aufgrund der gewaltigen Transferleistungen zu befürchten sei?

Neben diesen und anderen Fragen befasst sich der vorliegende Band auch mit jenen Aspekten des Wiedervereinigungsprozesses der letzten Jahre, die meistens im Hintergrund der stark ökonomisch geführten öffentlichen Debatten stehen – den Ergebnissen der juristischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Problem der Wiedergutmachung für politisch Verfolgte und der neuen außenpolitischen Rolle Deutschlands.

Mit Beiträgen von:

Achim Beyer
Joachim Gauck
Thomas Gensicke
Ullrich Heilemann
Gunther Hellmann
Bernhard Jahntz
Ehrhart Neubert
Stefan Wolle
Wolfgang Quaisser