Subjektivität ist der ›Kernwert‹ und zugleich das ›Kernproblem‹ einer sich im späten 18. Jahrhundert aus verschiedenen Traditionssträngen (Pietismus, Quietismus, Empfindsamkeit, Anthropologie usw.) entwickelnden Weltanschauung. Niemand führt diese Problemlage – zusammengefasst in der paradoxen Formel 'subjektiver Antisubjektivismus' – besser vor Augen als Karl Philipp Moritz, dessen Interesse an der Anthropologie als eine Beschäftigung mit den Zeitfragen zu betrachten ist, die aus einem neuen Weltbild entstehen. Dies gilt für den Erfahrungsseelenkundler Moritz wie für den Romancier des Anton Reiser und den Theoretiker der Kunstautonomie. In drei großen Kapiteln ('Erfahrungsseelenkunde', 'Literatur' und 'Ästhetik'), die jeweils ein Hauptsegment von Moritz‘ Oeuvre betreffen, geht der Band dieser Konstellation nach und legt das doppelseitige Phänomen dar, das im Mittelpunkt dieser Studie steht: Einerseits überschneiden sich Moritz‘ Erfahrungsseelenkunde, Literatur und Ästhetik in der Warnung vor den Gefahren eines ›kranken‹ Subjektivismus, andererseits sind sie selber auch als Ergebnisse eines subjektiven Weltbildes zu betrachten. Wie ein roter Faden zieht sich die Denkfigur des 'subjektiven Antisubjektivismus' durch Moritz’ ganzes Werk und bildet einen der Gründe für Moritz‘ Modernität sowie für das immer stärkere Interesse an seinem Werk.