Die Ukraine und Weissrussland lagen als Teile des polnisch-litauischen Vielvölkerreichs seit dem späten Mittelalter auf der europäischen lateinisch-orthodoxen Kulturgrenze. Sie wurden in historische Prozesse einbezogen, wie sie für Ostmitteleuropa kennzeichnend sind. Die Arbeit untersucht Vorgänge der Okzidentalisierung im Bereich des ruthenischen Städtewesens. Sie beleuchtet die Urbanisierung Rutheniens im Rahmen der deutschrechtlichen Kolonisation (Magdeburger Stadtrecht) und des herrscherlichen bzw. adeligen Landesausbaus. Zugleich widmet sie sich der Frage, wie sich das Verhältnis zwischen städtischer Gesellschaft und der Herrschaft entwickelte und ob sich in diesem orthodoxen Teil Europas autonome, souveräne städtische Kommunen ausbildeten. Das Werk rückt einen historischen Raum in den Mittelpunkt, der im Grenzgebiet zwischen dem lateinischen und orthodoxen Europa liegt und bisher von der westlichen stadtgeschichtlichen Forschung kaum beachtet worden ist.