Über Segel-, Passagier- und Kriegsschiffe und über Kapitäne wurde und wird viel geschrieben. Über die Berufsbildung der Seeleute in einem größeren Zusammenhang gibt es so gut wie keine Fachliteratur. Die Gründe hierfür mögen darin liegen, dass das Thema Berufsbildung eher sperrig ist und die wenigen deutschen Seeleute in der Öffentlichkeit so gut wie nicht mehr wahrgenommen werden. Dennoch: Mit dem vorliegenden Sachbuch soll ein Einblick in die seefahrtbezogene Ausbildung des vergangenen Jahrhunderts gegeben werden.

Teil I des Buchs behandelt den beruflichen Werdegang zum Matrosen, der für die Mehrheit der Seeleute zunächst nichts anderes war als ein Ableisten von Seefahrtzeiten als Schiffsjunge, Jungmann und Leichtmatrose, wobei Seefahrtzeiten auf Segelschiffen für angehende Seesteuerleute bis 1952 eine Rolle spielten. Ansätze einer geregelten Matrosen-Ausbildung waren seit 1956 ein Vorausbildungslehrgang und eine Matrosenprüfung. Die 1972/73 eingeleitete Entwicklung zu einer qualifizierten Berufsausbildung für den Decks- und Maschinenbetrieb auf Seeschiffen führte 1983 zum anerkannten Ausbildungsberuf Schiffsmechaniker.

Im Teil II befasst sich der Autor mit der Ausbildung von Matrosen zum Seesteuermann und Kapitän in der Zeit von 1887 bis 1985 und von Schiffsmechanikern zum nautischen und/oder technischen Schiffsoffizier seit 1985. Beleuchtet wird die auf den Beruf des nautischen Schiffsoffiziers auf Großer Fahrt bezogene praktische Ausbildung als Offiziersbewerber von 1970 bis 1991 und als Fachhochschulpraktikant seit 1995. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausführun-gen ist die Abstufung der Ausbildung und Befähigung nach Fahrtgebiet, Schiffsgröße und Leistung der Maschinenanlage, die in den Jahren 1970 bis 1998 ihren Höhepunkt fand und 1998, nach mehr als 100 Jahren, ein ebenso jähes wie „revolutionäres“ Ende fand.

Wichtige Rahmenbedingungen der Ausbildung von Seeleuten waren und sind: die Anforderungen in der Brandabwehr und der Rettung seit 1930, die Besetzung von Schiffen mit Schiffs-leuten und Schiffsoffizieren seit 1887 und die Entwicklung der Anzahl der Nachwuchskräfte und der beschäftigten Seeleute seit 1951. Auf diese Themen wird im Teil III eingegangen.

Die Berufsausbildung zum Vollmatrosen und Schiffsbetriebsschlosser und die darauf aufbauende Ausbildung zum nautischen bzw. technischen Offizier für die Handelsschifffahrt und die Hochseefischerei der DDR werden in gesonderten Abschnitten behandelt.

Der Autor: Hans Wilhelm Hoffmann, geboren 1937, Ausbildung zum Kapitän auf großer Fahrt und Studium zum Lehrer an Grund-, Haupt- und Realschulen. Berufstätigkeit als Matrose, See-steuermann und Lehrer an Haupt- und Realschulen. Von 1972 bis 2000 als Geschäftsführer der Berufsbildungsstelle Seeschiffahrt e. V. verantwortlich für die Ausbildungsüberwachung und -beratung und für die Mitwirkung bei der Regelung der Berufsbildung in der Seeschifffahrt.