Albrecht Dürers große Bildniszeichnung seiner 63jährigen Mutter gehört zu den wertvollsten Schätzen des Berliner Kupferstichkabinetts. Zwei Monate vor ihrem Tod im Mai 1514 gezeichnet, ist das Porträt von tiefer emotionaler Bindung des Sohnes zur Mutter geprägt. Zugleich ist es ein frühes Zeugnis vorbehaltloser Abbildung des körperlichen Verfalls einer totgeweihten Person. Damit kommt diesem Porträt eine exzeptionelle Stellung in der Entwicklung der europäischen Bildniskunst zu. Die Ausstellung präsentiert das so ungewöhnliche wie herausragende Bildnis als Ausgangs- und Mittelpunkt. Beleuchtet werden kunsthistorische, germanistische, historische, medizinische und medizinhistorische Aspekte der frühneuzeitlichen Darstellung von Alter und Tod. Zugleich bietet die Ausstellung Einblicke in die Bildniskunst Dürers zwischen privatem Umfeld und offizieller Auftraggeberschaft. Im Kontext ausgewählter Zeichnungen und Graphiken von Zeitgenossen wie Hans Baldung Grien, Hans Holbein d.Ä. und Matthias Grünewald, aber auch von wichtigen Vorläufern wie Martin Schongauer und dem Meister E.S. zeigt sich die übergreifende Relevanz des Themas „Alter“ in der Zeit um 1500.