Die Ergebnisse der Pisa-Studie sind erschreckend und gleichzeitig logisch. Sie spiegeln wider, was interessierte, engagierte, »nahe am Kind« arbeitende Pädagogen seit langem vermuteten und befürchteten: Unsere Kinder sind zu wenig leistungsfähig, weil sie zu wenig leistungso- entiert erzogen sind. Sie haben es nicht gelernt, sich Kenntnisse zu erarbeiten und dauerhaft einzuprägen. Und sie haben nicht gelernt, dasjenige Verhalten zu erbringen, das die Grund- raussetzung für die Erarbeitung kognitiver Leistungen ist. Verbirgt sich hinter dem Schlagwort »Leistungsgesellschaft« vielleicht eine Gesellschaft, die immer weniger leistungsfähig ist, aber sich im Gegensatz dazu immer mehr leistet? Das wäre verhängnisvoll für die Zukunft unseres Landes. Wie immer ist nach solchen schockierenden Ergebnissen oder Meldungen eine Menge Aktivität zu finden, die sich leider manchmal in wildem Aktionismus äußert und auch schnell wieder erschöpft – dies oft nicht, ohne zunächst hohe Kosten verursacht zu haben. Es ist hingegen bekannt, dass Störungen des Sozialverhaltens von Kindern und Jugend- chen sowohl an Häufigkeit als auch an Intensität zunehmen. Die Medien sind täglich voll von immer neuen Berichten über Verhaltensexzesse von Kindern und Jugendlichen. Dieser Trend ist seit vielen Jahren ungebrochen. Häufig fällt es schwer, erziehungsbedingte und krankhei- wertige Verhaltensauffälligkeiten voneinander zu trennen. Oftmals benötigen die betreff- den Kinder und Jugendlichen zur Korrektur ihrer Fehlverhaltensweisen den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Helfersysteme: Familie, Schule und Ausbildungseinrichtung, Organe der Jugendhilfe bis hin zu Justizorganen, aber auch psychologische, psychiatrische und psychot- rapeutische Hilfen.