Der Vampir ist selten das, was er auf den ersten Blick zu
sein scheint. Dasselbe gilt für den Vampirfilm, der sich
in seinen klassischen Vertretern als eine tiefenscharfe
Selbstreflexion jenes paradoxiefreudigen Mediums enthüllt,
dessen bewegte Bilder zugleich lebendig und nicht
lebendig sind. Daß sich das Kino als Vampir bespiegelt,
gehört ebenso zu den roten Fäden dieses Bandes wie die
Tatsache, daß der Vampir aufs engste mit dem deutschsprachigen
Kulturraum verbunden ist. So besitzt der Vampirfilm
nicht allein einen hohen Symptomwert für die
»Einbildungskraft der Deutschen« (Siegfried Kracauer),
sondern auch für die französischen, britischen und amerikanischen
Phantasien über die Deutschen. Eine dritte
Klammer zwischen den hier versammelten Beiträgen bilden
schließlich jene Phänomene der Intertextualität und
Intermedialität, zu deren einschlägiger Metapher sich die
Inkorporationslust des Vampirs anbietet. Der klassische
Vampirfilm eignet sich zum einzigartigen Exempel für die
kinematographische Aneignung literarischer Energien
sowie die problemgeschichtlichen Kontinuitäten, aber
auch die Differenzen zwischen Literatur und Film.