Was an der Wende zum 20. Jahrhundert wie eine Kleinstadtidylle beginnt, die Geschichte der Ansiedlung jüdischer Familien im vogtländischen Falkenstein, der Gründung ihrer Geschäfte, der hoffnungsvollen Zeichen des Sesshaftwerdens und eines bescheidenen Wohlstandes, endet in Katastrophen, als die Nazis an die Macht kommen. Die vier in Falkenstein geborenen Kinder des Ehepaars Bornstein, der beiden ersten Juden in der Stadt, erleiden nach 1933 alle Varianten jüdisch-deutschen Schicksals: Verlust der Existenzgrundlagen, Flucht ins Ausland, Leben in der Illegalität, Zwangsarbeitslager und Tod im Vernichtungslager. Aber wir sehen nicht nur ihre Furcht und ihr Leid, sondern auch das ganz alltägliche Leben der Menschen, ihre kleinen Freuden und Erfolge im Zeichen der allgegenwärtigen Bedrohung. Das Buch stimmt erstaunlicherweise optimistisch. Die Überlebenden und ihre Kinder wurden in alle Welt verstreut, haben sich erfolgreich neue Existenzen aufgebaut und blicken nun nicht nur im Zorn zurück, sondern halten fast magisch anmutende Beziehungen zu Deutschland aufrecht.
Wie sich alles entwickelt und welche Rolle Heine spielte, schildert Ralf Bachmann, der jüngste lebende Enkel der Bornsteins, mit der gewandten Feder des erfahrenen Journalisten an dramatischen Geschehnissen und heiteren Episoden in Falkenstein und Lissa (Posen), Paris und Leipzig, Jerusalem und Meerane, Berlin und Haifa, Charleroi und bei der Odyssee der „St. Louis“ zwischen Hamburg und Havanna