Obwohl Wilhelm von Humboldt bereits zu Lebzeiten in Pariser Gelehrtenkreisen rezipiert wurde und seine Schriften in Frankreich seit einigen Jahrzehnten verstärkt übersetzt und kommentiert wer-den, fehlen bisher umfassende Studien zur französischen Rezeption seines Werks. Diese Forschungslücke schließt die vorliegende Arbeit. Nach einem Gesamtüberblick wird in drei genaueren Fallstudien der inhaltliche Schwerpunkt der französischen Rezeption herausgearbeitet: Im Unterschied zu Deutschland wird Humboldt bis heute in Frankreich kaum als Diplomat und Bildungspolitiker, sondern vor allem als Sprachwissenschaftler und Sprachphilosoph wahrgenommen. Die Gründe für diesen spezifisch französischen Blick auf Humboldts Werk werden in Analysen zu den involvierten Rezipientenkreisen, Institutionen und Themenkonjunkturen offengelegt. Methodisch situiert sich die Arbeit im Kontext der Historiographie der Linguistik und der Kulturtransfer-Forschung. Neben einer systematischen Rezeptions-Biblio-graphie mit über 200 Titeln enthält die Untersuchung zudem die Erstedition des Briefwechsels zwischen Humboldt und den französischen Philologen Jean-Louis und Eugène Burnouf.