Welche Rolle spielen Landschaftsbilder und Landkarten für die Wahrnehmung von Raum und Ort? Wie wird letztlich auch unser eigener Ort im Raum von ihnen erfasst und verfasst? Diesen Fragen geht Edward S. Caseys ehrgeizige Studie nach, um die Welt und ihre Orte durch ihre verschiedensten Portraits zu erfahren und zu durchleuchten. Ortsbeschreibungen – Landschaftsmalerei und Kartographie ist eine Etappe auf Caseys einflussreichem epischen Projekt, gängige Raumkonzepte zu reinterpretieren. Das Buch umfasst räumlich wie geschichtlich ein weites Feld und betrachtet die Landschaftsmalerei der Nördlichen Sung, die Amerikanische und Englische Landschaftskunst des neunzeuhnten Jahrhundert und die aufkommende Photographie mit gleicher Intensität; es analysiert prähistorische Petroglyphen, mittelalterliche Portolankarten und schließlich auch Kartierungstechniken im frühmodernen Holland. Auf dem Weg dieses kulturell und geschichtlich differenzierten Vorgehens, beginnt sich allmählich eine ganz eigene Repräsentationstheorie zu entwickeln. Caseys Vorschlag geht dahin, Darstellungen von Ort in visuellen Medien nicht nach Ähnlichkeitsmaßstäben zu beurteilen, sondern sie viel eher an eine Erde und eine Welt zurückzubinden, die sich beide nicht auf einen blossen Bewusstseinsinhalt oder Sprachausdruck reduzieren lassen. An Stelle Letzterer tritt der Appell an die aktive Einkörperung und Verortung des Menschen.