Dass Manfred Peter Hein, der im Mai 2006 seinen 75. Geburtstag beging, zu den wirklich herausragenden zeitgenössischen deutschen Autoren gehört, ist erst in jüngster Zeit ganz deutlich zu erkennen. Aber immer noch scheint es, als stünden sich die unterschiedlichen Facetten seines Werks gegenseitig im Wege. Der Übersetzer verdeckt den Dichter, der Dichter den Prosaschreiber, der Prosaschreiber den Essayisten und dieser wiederum den Übersetzer und Vermittler fremder Literaturen. Die „Hermetik“, die sperrige Unzugänglichkeit des einzelnen Gedichts, korrespondiert mit der Unüberschaubarkeit des Lebenswerks, das wiederum einem nur schwer zu entziffernden Lebensweg entstammt.

Andreas F. Kelletats Aufsätze zu Manfred Peter Hein wollen und können dessen äußerst komplexes Gesamtwerk nicht restlos erschließen, aber sie eröffnen Zugänge zu diesem Werk und seiner Vielschichtigkeit; und sie verbinden die Analyse einzelner Texte jeweils mit Blicken auf das Werkganze, auf die Biografie des Autors und auf den zeitgeschichtlichen Kontext. Kelletats Studien lassen freilich auch erkennen, was an interpretatorischer und analytischer Arbeit noch zu leisten sein wird, bevor Heins seit einem halben Jahrhundert „im utopischen Abseits“ entstandene Gedichte, Prosatexte und Übersetzungen als in Deutschland und bei seinen des Deutschen kundigen Lesern angekommen bezeichnet werden können.