Das Schweigen in seiner vielschichtigen Phänomenologie hat in der gegenwärtigen Geistes-landschaft Konjunktur. „Spricht die Seele, so spricht ach! schon die Seele nicht mehr.“ Was Schiller und Goethe wussten, dass die sprechend gesuchte Wahrheit oft am Schweigen liegt, ist der Dichtung der klassischen Moderne als Paradox eingeschrieben. Sie spricht vom Schweigen und reflektiert damit eine Grundbedingung ihrer Konstitution. Diesen hohen Stel-lenwert des Schweigens zu rechtfertigen, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Am Beispiel der Tagebücher Franz Kafkas, die in der europäisch-erzählenden Tagebuch-tradition eine Sonderstellung ein-nehmen, wird das Schweigen auf einen neuen Begriff gebracht: Tautologizität.