Die Radikalisierung von Religion prägt unsere Zeit. Die Debatte um
Zivilreligion sucht nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Es stellt sich die Frage nach dem angemessenen Verhältnis von Religion und Gesellschaft - eine Frage, die für die "westliche" und die "islamische Welt" gleichermaßen gilt. Dieses Buch führt in die Debatte ein.
Als Fallbeispiel dient die Republik Indonesien, die sich 1945 auf der
Pancasila als Zivilreligion gründete. Damit sprach sich Indonesien gegen die Verpflichtung auf die Scharia als religiöse Grundlage für ihre Anhänger aus - und das als größtes muslimisches Land dieser Welt.
Anhand ausgewählter Originaltexte, die zum Teil erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung vorliegen, gibt dieses Buch darüber Aufschluss, wie sich die Pancasila aus der Eigenart ihrer Vorgeschichte speist und somit gleichsam eine Antwort der indonesischen Gesellschaft auf ihre Herkunft darstellt.
Die Vorgeschichte der Pancasila zeigt darüber hinaus, dass Religion stets Gefahr läuft manipuliert und missbraucht zu werden. Erst kürzlich frei gegebene US-Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg belegen, wie alle am Pazifischen Krieg beteiligten Parteien versuchten, den Faktor Religion gezielt für ihre eigenen politischen Ziele zu mobilisieren. Religion wurde als politischer Faktor entdeckt.