Die Rechtfertigung allein durch den Glauben ist der Grundartikel evangelischer Theologie.
Gegenwärtig wird die Rechtfertigungslehre zwar formal hochgehalten, aber die Rechtfertigung als spirituelle Dimension, als geistliche Lebenswirklichkeit wird wenig bedacht. Wie aber hängt die Erfahrung der Rechtfertigung durch Gott mit dem Beten zusammen und wie mit der Verkündigung des Evangeliums?
Die beiden Lutherforscher Rudolf Hermann (1887-1962) und Hans Joachim Iwand (1899-1960) sind im Rückgang auf Luthers Rechtfertigungslehre diesen Fragen intensiv nachgegangen. Sie haben sich dabei gegenseitig angeregt, aber auch verschiedene Akzente gesetzt. Die Rechtfertigungslehre Hermanns kann man als Gebetstheologie charakterisieren, diejenige Iwands als Theologie der Verkündigung. Beide miteinander ins Gespräch zu bringen und dabei die anthropologische Dimension der Rechtfertigungslehre in ihren vielfältigen Beziehungen innerhalb des Spannungsfeldes von Christologie und Schöpfungslehre wahrzunehmen, ist ein fruchtbares Unternehmen.

Reinhard Vollmer, Jahrgang 1968, hat in Bethel, Münster, Tübingen und Bonn Evangelische Theologie studiert. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die vorliegende Arbeit ist nach dem Studium, auch während des Vikariats und des Probedienstes entstanden. Sie wurde von Professor Dr. Gerhard Sauter betreut und an der Universität Bonn als Dissertation angenommen. Reinhard Vollmer und seine Frau Kirsten arbeiten als Pfarrehepaar in einer Pfarrstelle bei Braunfels (Evangelische Kirche im Rheinland).