Mit seinen berühmten Stanzen schuf Goethe ein Gebilde, das die aus der antiken Überlieferung gewonnenen Leitbegriffe zu zeitlos gültiger Lebendigkeit erheben sollte. Erstmals erschließt diese Abhandlung die lebensgeschichtliche Konzeption des Gedichts. Sie ermittelt die Alterserfahrung als den perspektivischen Punkt, von dem aus die Folge der 'Urworte' als prototypische Biographie sowohl in ihren Konstanten wie in ihren je nach Lebensphasen neuen Erfahrungen verstanden werden kann: Bei allem Wandel, der sich in ihr abzeichnet, bleibt die dialektische Konstellation von Begrenztheit und Entgrenzung als Grundstruktur des Daseins erhalten. Vor dem Hintergrund seiner Auseinandersetzung mit der Romantik reflektierte Goethe zugleich eine allgemeingeschichtliche Dialektik der Kulturbewegung.