Junge_von_nebenan, Coolio, lustig_mit_fünfzig oder besoffen_und_strunzgeil sind einige der „Nicknames“, unter denen schwule Männer in der virtuellen Welt der Chat-Räume schnelle Bekanntschaften suchen. Harald ist eine graue Maus, die nachts ihr wahres Gesicht zeigt, Stephan ist der spöttische Beobachter, der zu allem eine provozierende Bemerkung beisteuert, und Kevin hat im Chat die erste große Liebe gefunden und gleich wieder verloren. Seit einigen Jahren leiden Kneipen und Discotheken darunter, dass viele Menschen – schwul oder heterosexuell – die größte Zeit ihres Privatlebens zu Hause vor dem Computerbildschirm verbringen; die unendlichen Möglichkeiten des anonymen Gesprächs, in dem Phantasie und Wirklichkeit untrennbar vermischt sind, sind nun einmal verführerisch. Doch irgendwann muss auch der hartnäckigste Internet-Freak in die schnöde Realität zurückkehren.

Lutz Büge, der bereits mit mehreren Romanen als packender Erzähler hervorgetreten ist, vermittelt einen hautnahen Eindruck der Chat-Wirklichkeit, wo falsche Identitäten, plumpe Anmache und Gespräche über Kochrezepte eine täglich neue Melange hervorbringen. Er verfolgt eine Handvoll Chatteilnehmer durch eine lange Nacht, in deren Verlauf die meisten dann doch den Computer ausschalten und in Frankfurts Nachtleben die echte Begegnung suchen. So entsteht ein moderner „Sommernachtstraum“ mit zahlreichen Gefühlsverwirrungen, die jedoch schließlich fast alle zu einem guten Ende kommen.