Ziel der angestrebten Forschung ist, in Sacher-Masochs Die geschiedene Frau aufzuzeigen, auf welcher Weise das Gedankengut einer Epoche (Romantik im 19. Jh.) auf das Gefühlsleben (Liebe) und auf die Sexualität (Triebbefriedigung) einer Person wirken kann, welche all dies in einem literarischen Werk zum Ausdruck bringt. Die Untersuchung strebte die Beweisführung der Hypothese an, dass die romantische Liebe als Medium der Sublimierung in Sacher-Masochs Die geschiedene Frau funktioniert hat. Mithilfe des von Pietzcker (1992) entworfenen literaturpsychoanalytischen Modells der Gegenübertragungsanalyse, erhellt die Verfasserin die in der romantischen Liebeskonzeption enthaltenen geistigen und triebbezogenen Konstanten. Interessant ist zu beobachten, wie der Protagonist in diesem sozialen Rahmen und unter bestimmten emotionalen Zuständen seine Libido entweder befriedigt oder sublimiert. Diese literaturpsychoanalytische Interpretation vollzieht sich zwar auf werkimmanenter Ebene, bietet aber auch autororientierte Aufschlüsse, und bereichert somit die Einsicht in die Psychosynthese Sacher-Masochs.