Das Unternehmen von Jean-Louis Déotte ist eine Theorie des Apparats, die an die Stelle von unscharf gewordenen Konzepten, etwa dem des Mediums, rückt. Am Begriff des Apparats lässt sich etwas beschreiben, das über die Grenzen von Kunst, Technik, Politik, Wissenschaft und Philosophie hinaus gleichermaßen wirksam ist: technische Werkzeuge ebenso wie Institutionen, Konstrukte und Verfahrensweisen. Der Apparat, so Déotte, manifestiert das Vergessene weiter Teile der Kunstwissenschaft (die ihn allzuoft auf ein rein technisches Hilfsmittel reduziert hat), aber auch der politischen Philosophie insbesondere nach Hannah Arendt, der gemäß das Postulat politischen Handelns die nackte Unmittelbarkeit ist. Dem Apparat der Zentralperspektive, wie Brunelleschi ihn entwickelt hat, ist diese Schrift gewidmet. In ebenso kundiger wie scharfer Auseinandersetzung mit Panofsky und Damisch beschreibt Déotte die Zentralperspektive als den eigentlichen, die Neuzeit begründenden ontologischen Einschnitt. Indem der perspektivische Apparat die Grundlage dafür setzt, die Welt zu sehen, anstatt sie zu lesen oder zu deuten, bildet er den gemeinsamen Boden sowohl des politischen Handelns in der Republik (Machiavelli) als auch der Kunst der Repräsentation (Perugino), der Philosophie der Coincidentia oppositorum (Cusanus) und des Cogito (Descartes). Das cartesische Cogito hat somit seine Entsprechung, ja seine notwendige Voraussetzung in einem brunelleschischen Video.