Boris Ignatowitsch gilt neben Alexander Rodtschenko und El Lissitzky als Wegbereiter des sowjetischen 'fotografischen Konstruktivismus'. Er gehörte zu jenen Künstlern, die sich aktiv beim Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft einbringen wollten. Wie kaum ein anderer hat Ignatowitsch die sowjetische Reportagefotografie thematisch und stilistisch geprägt. Einige seiner in den zwanziger und dreißiger Jahren entstandenen Fotografien wie 'Ermitage' (1931) oder 'Dusche' (1935) gelten zu Recht als Ikonen der russischen Avantgarde. Dagegen sind seine Kriegsfotografien selbst in Russland bis heute weitgehend unbekannt, auch wenn sie unverkennbar Ignatowitschs Handschrift tragen. Das Deutsch-Russische Museum zeigt daher neben wichtigen Arbeiten aus der Vorkriegszeit vor allem Fotografien aus der Kriegszeit, die Ignatowitsch überwiegend als Fotokorrespondent der Armeezeitung 'Kampfbanner' der 30. Armee der Kalininfront erlebte.