Detlef Baum „Die Stadt besteht nicht nur aus Häusern und Straßen, sondern auch aus Menschen mit ihren Hoffnungen“ (Augustinus) Hat der Kirchenlehrer Augustinus bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts am Beispiel s- ner Heimatstadt Tagaste und seiner Lehrstätten Karthago, Rom, Mailand das Problem - kannt, mit dem wir es heute zu tun haben? Ist für ihn die Frage bereits virulent, dass sich mit der Entwicklung der Stadt als Lebensform nicht nur eine spezifische Lebensweise durchsetzt, die wir urban nennen und die wir mit Zivilisation, Kultur und Modernität v- binden, sondern dass auch spezifische Probleme für den Städter aus dieser Struktur und Dynamik eines solchen urbanen Lebens erwachsen? Welche Bedeutung die Stadt heute auch immer für uns hat, welche Hoffnungen wir mit ihrer Lebensform auch immer verbinden: die Stadt ist heute nicht mehr nur die Quelle zi- lisatorischen Forschritts, der Hort des kulturellen Erbes einer Gesellschaft und der Inno- tionen. Sie ist inzwischen auch zu einem „Problemfall“ geworden und die Probleme, die ihre Struktur und Dynamik aufwerfen, werden zu Problemen der Menschen in ihr. Und in Anlehnung an Augustinus könnte man auch formulieren: Eine Stadt ist immer auch ein Gemeinwesen – unabhängig von der Frage, ob wir sie zunächst als Handelsstadt, Wirtschaftsstandort, „global city“ oder als politisches Machtzentrum identifizieren. Sie - steht eben nicht nur aus Märkten, aus politischen und wirtschaftlichen Machtzentralen und Verkehrsadern, sondern aus Bürgern und ihrem gemeinsamen Interesse an der res publica.