Macht und Gewalt waren immer wieder bestimmende Momente der Adelsliteratur des Mittelalters. Eine besondere Faszination ging dabei, wie die Fülle an mittelalterlichen Alexanderromanen zeigt, von Alexander dem Großen aus, weil an ihm geradezu exemplarisch alle Fallstricke und Möglichkeiten der Macht, entfaltet zwischen der zwielichtigen Geburt bis zum trostlosen Tod des Helden, immer wieder aufs Neue diskutiert werden konnten.
Der Bogen der Machtdiskussion in den Alexanderromanen spannt sich dabei von frühen Formen einer ersten Ergänzung von schlichter Gewalt durch Macht über verschiedene höfische Machtkonzepte, die Gleichsetzung von Macht mit Angst, bis hin zu ersten Konzepten fürstlich-frühabsolutistischer Machtauffassungen. Dabei geht es auch immer wieder um die Frage der Legitimität von Macht zwischen Kooperation und Tyrannei.
In den Alexanderromanen lassen sich deutlich fünf Felder der Machtdiskussion unterscheiden: Familia, Vasallität, Götterwelt, Selbstformierung und das Fremde – Macht muß sich im Alexanderroman vielfältig bewähren, und gibt so Auskunft über das politische Denken des mittelalterlichen Adels im Spiegel seiner Literatur.