Die Kinder und Jugendlichen, die nach 1990 geboren wurden, kennen die DDR nicht mehr, sie haben sie nicht mehr erlebt, die Mauer nicht mehr gesehen, und sie wissen nur aus den Erzählungen der Eltern oder Großeltern, aus dem Geschichtsunterricht, aus Filmen oder auch von Fotografien, wie es vor dem Fall der Mauer gewesen sein mag. Wie fremd diese Welt „DDR 1989“ schon geworden ist, zeigt die erste Reihe der Fotografien von Angelika Kampfer und Ewald Hentze. Gleich nach dem Fall der Mauer sind die beiden aufgebrochen, um Menschen - Kinder, Frauen und Männer an ihren Arbeitsplätzen, in den Kindergärten und Betrieben - in einem Staat zu fotografieren, von dem jeder wusste, dass es ihn bald nicht mehr geben oder sich ein fundamentaler Wandel in ihm vollziehen würde. 1992 machten sich Angelika Kampfer und Ewald Hentze erneut auf, um dieselben Menschen noch einmal zu fotografieren. In den zwei Jahren hatte sich Vieles verändert. Mit dem Arbeiter- und Bauernstaat scheint sich auch einer ihrer großen Protagonisten - der Arbeiter - von der Bühne verabschiedet zu haben. Angelika Kampfer zeigt nicht die leeren Welten der Fabriken und Abraumhalden, sie zeigt die Arbeiter ohne Arbeit in ihren Gärten als Frührentner. 2004 hat die Fotografin noch einmal Fotoreisen gemacht. Die 1989 festgehaltenen Räume erinnern in großen Teilen noch an das frühe 20. Jahrhundert. Die überlebenden Fabriken sind seitdem modernisiert, neue Handwerksbetriebe errichtet, die Schulen sind saniert worden. Es entstand in der kurzen Zeit von 15 Jahren die aufgeräumte Welt der Angestellten, der sauberen Arbeitsplätze, es entstand eine durchrationalisierte Welt, in der man zurecht kommt – manche viel besser als früher, andere weniger.