Martin Luther: man kennt ihn. Doch man kennt ihn vor allem aus den Bildern, die sich frühere Zeiten von ihm gemacht haben und die nicht selten zu Klischees erstarrt sind. Hinter den geläufigen Luther-Bildern - dem konfessionellen und dem nationalen, dem ästhetisierenden und dem genrehaften - ihn selbst zu entdecken, ist Absicht dieses Bandes. Für machen mag dabei noch heute gelten, was Goethe 1817 in einem Brief an den Freund Knebel zur Dreihundert-Jahr-Feier des Thesenanschlages schrieb: "Denn, unter uns gesagt, ist an der ganzen Sache nichts interessant als Luthers-Charakter. alles übrige ist ein verworrener Quark".
Über die Grenzen fachwissenschaftlicher Beschränkung hinausgehend, werden hier die biographischen, religiösen und literarischen, übrigens auch die ästhetischen Aspekte in ihrem Zusammenhang dargestellt und bedacht: nämlich als Spiegelungen eines faszinierenden Menschen, dem es in ursprünglicher und darum unnachahmlicher Weise gegeben war, Leben in Werk zu verwandeln.