Die Analyse der widersprüchlichen Wahrnehmung der Speziallager der SBZ/DDR ist ein Plädoyer für einen differenzierten, forschungsgestützten Umgang mit diesem komplexen Thema.

Nach 1989 hat die in der DDR tabuisierte und in der Bundesrepublik nahezu vergessene Geschichte der Speziallager in der SBZ/DDR neue Aufmerksamkeit erlangt. Karl Wilhelm Fricke gibt einen Überblick über die widersprüchliche öffentliche Wahrnehmung der Lager. Mit der Ära Adenauer befassen sich Wolfgang Buschfort (»Ostbüros«) und Wolfram v. Scheliha (zeitgenössische Medien). Norbert Frei (Vergangenheitsdebatte), Ch. Schneider (Kriegsgeneration auf der Anklagebank) und Alexander v. Plato (Thematisierung stalinistischer Verbrechen) analysieren den bundesdeutschen Erinnerungsdiskurs nach Adenauer.
Aktuelle Entwicklungen und Kontroversen untersuchen Bettina Greiner (Kommunikation über deutsche Opfererfahrung), Petra Haustein (Konflikt um die Gedenkstätte Sachsenhausen), Anne Kaminsky (Speziallagergedenkstätten), Günter Agde (filmische Thematisierung) und Bodo Ritscher (Forschungsstand). Bernd Faulenbach thematisiert das Gedenken im vereinten Europa. Volkhard Knigge fragt nach Perspektiven der Gedenkstättenarbeit im 21. Jahrhundert. Eine Auswahlbibliographie (R. Hofmann/Bodo Ritscher) ergänzt den Band.