Figuration – Defiguration: Im Spannungsfeld dieser Begriffe wird eine neue kulturwissenschaftliche Methode erprobt, die ‚Kulturen‘ selbst als ‚Figurationen‘, d.h. als sich prozessual konstituierende (‚figurierende‘) Einheiten begreift, die sich zugleich in einer ständigen (auch ‚defigurierenden‘) Veränderungsbewegung befinden. Damit erscheint die Rede vom Eigenen/vom Fremden und jeglicher Kulturessentialismus obsolet! Kulturen figurieren und defigurieren sich hingegen ständig neu in Austausch- und Überlagerungsprozessen mit anderen Kulturen. Am Leitfaden dieses radikal zeitlich-dynamischen Verständnisses von ‚Figuration‘ (die damit in Verbindung zu anderen Begriffen wie ‚Performanz‘, ‚Inszenierung‘, ‚Theatralität‘, ‚Genderization/gendering‘ steht) wird in den verschiedenen Beiträgen dieses Bandes auf literarische, künstlerische, theatrale, filmische und andere Phänomene eingegangen. Im ersten Teil geht es um ‚ästhetische Modelle‘ der Figuration (u.a. bei E.T.A. Hoffmann, Goethe, Jean Paul, Stefan George, Ernst Jünger, Walter Benjamin, Heiner Müller u.a.); im zweiten um ‚kulturelle Modelle‘ der Figuration, wie sie sich besonders in west-östlichen, z.B. deutsch-japanischen, Kulturkontakten zeigen (u.a. in Reiseberichten, geopolitischen Essays, Hörspielen, Filmen usw.). Insgesamt versteht sich dieser Band, der von namhaften Forschern und Forscherinnen aus Japan, China, Südkorea, Kanada, Australien, England und Deutschland geschrieben wurde, als Beitrag zu einer neuen Forschungsrichtung, die, jenseits kultureller Dichotomien stehend, als ‚transkulturell‘ aufzufassen wäre.