Berlin - Die wilden 20er Jahre

Eine Gesamt-Porträt der Kunst und Kultur Berlins in den wilden 20er Jahren legt Rainer Metzger in seinem umfassenden und kompakten 400-Seiten-Band mit rund 500 Abbildungen vor.
'Was ist eine Glanzzeit? Eine Zeit vieler großer Namen, in nächster Nähe voneinander, und zwar so, dass ein Name den anderen nicht erstickt, obwohl sie einander bekämpfen. Wichtig daran ist die ständige Berührung, die Stöße, die das Glänzende sich gefallen lässt, ohne zu erlöschen.' (Canetti)

Anders als die Konkurrenten um den Rang einer Haupstadt des Jahrhunderts, ist Berlin ein rechter Parvenü, und der Aufstieg an die Weltspitze der kulturellen Entwicklung war eine Sache weniger Jahre. Er geht vollkommen parallel mit der ersten Demokratie in Deutschland. Es war die Weimarer Republik der Jahre 1918 bis 1933, die Berlin an die Spitze brachte. Das Berlin der 20er Jahre hat entspre-chend eine Kultur hervorgebracht, die von Grund auf von der Politisierung lebte. Hier keimten die Utopien auf, die einer Zeit der Krisen die Aussicht auf Progression vorführten; hier entwickelte sich die Populärkommunkation von Foto, Kino, Plakat, Agitprop, von Kabarett, Varieté und Lunapark, mit denen die Millionen, die nicht mehr Masse waren, sondern Staatsbürger, Einzug hielten in die Kulturwürdigkeit; und hier gab es eine Avantgarde, die diese Entwicklungen von unten integrierte in die Praktiken und Prämissen der Hochkunst.
Das Berlin der 20er Jahre liefert mehr noch als die anderen Metropolen eine veritable Epoche. Hier kam der moderne Traum einer Einheit von Kunst und Leben näher an die Realität heran als jemals vorher und nachher.