Um Affären und Affekte geht es nicht nur im Werk Arthur Schnitzlers, sie begleiten auch seine Wirkungsgeschichte. Die von Schnitzler kritisierte Doppelmoral schlug zurück mit Verunglimpfung des Autors und auch mit juristischen Maßnahmen gegen seine Texte.
Drei bekannte Werke Schnitzlers sind Thema dieses Bandes: der 'Reigen', geschrieben 1896/97, und die beiden Monolognovellen 'Lieutenant Gustl' (1900) und 'Fräulein Else' (1924). Ein Karussell erotischer Begegnungen, ein verstörter junger Mann und ein bedrängtes junges Mädchen stehen beispielhaft für Arthur Schnitzlers Auseinandersetzung mit den psychosozialen und moralischen Bruchstellen seiner Zeit.
Die Aufsätze und Bild-Text-Collagen machen Schnitzlers Erzählwelten 'durchlässig' und zeigen einen intimen Einblick in die Kultur und Mentalitätsgeschichte einer Gesellschaft im Umbruch. Es geht u. a. um Kleiderfragen und Rituale des An- und Ausziehens, um die verborgenen Tiefen des Gedankenstrichs, um Gesundheitsrisiken und soziale Verortungen in Schnitzlers 'Liebesreigen', um die Bedeutung eines Sitzplatzes in der Gesellschaft, um Experimente mit Hypnose, um Bergsteigerinnen und um das liebe Geld, das sich in der Zeit der Inflation, als Schnitzler 'Fräulein Else' schrieb, so unkontrolliert vermehrte wie die Beine der Revuegirls.