Mit seinem neuen Buch schreibt Hartwig Weber die Geschichte von Marcela und den anderen Straßenbewohnern fort, die er bereits in „Narben auf meiner Haut“ porträtiert hat. Ausgehend von diesen Einzelschicksalen berichtet der Autor über die Armut und die Hoffnungslosigkeit, die das Leben auf der Straße beherrschen. Einziger Ausweg aus dem Elend ist für viele die Religion. Sie allein kann die Ungerechtigkeit des Alltags erklären, Zuversicht schenken und ein besseres Leben in Aussicht stellen. Mit Religion sind dabei nicht nur die offizielle Doktrin einer Kirche, sondern auch die verschiedenen Ausprägungen kolumbianischer Volksfrömmigkeit gemeint, wie beispielsweise die Verehrung der Totenseelen, Wahrsagerei und Aberglaube. In einer beein-druckenden Kombination aus theoretischen Überlegungen, persönlichen Erfahrungen und Stellungnahmen der Straßenkinder selbst wird der Zusammenhang zwischen der Trostlosigkeit der Straße, der ständigen Konfrontation mit Gewalt und Tod sowie den Heilsversprechen des Glaubens erläutert.
Mit seinen ausdrucksstarken Fotos zeichnet Weber ein lebendiges Bild vom Ort des Geschehens, der plötzlich ganz nahe scheint. Ein faszinierender Bildband, der den Leser in seiner Eindringlichkeit und Authentizität trifft und nicht wieder loslässt.