Wien im Bild Fotobildbände des 20. Jahrhunderts
Michael Ponstingl

Stadtbeschreibungen fanden in unterschiedlichen Medien statt, so auch in der Fotografie. Der archivarische Gedanke, mit dem die Fotografie seit ihren Anfängen verknüpft ist, ließ Präsentationsformen wie Sammelalbum, Portfolio und Leporello und - seit Ende des 19. Jahrhunderts - den fotografisch illustrierten Bildband entstehen.

Jedes Fotobuch erzählt seine eigene visuelle Geschichte über Wien. Manche wiederholen, variieren und behaupten - insbesondere für Touristen und Reisende - die memorablen Sehenswürdigkeiten. Andere wiederum stellen diesen kanonisierten Blicken auf die Stadt neue und fremdartige Blickwinkel, Ausschnitte und Sujets gegenüber. Getragen von politischen, kommerziellen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Interessen, artikuliert sich in den Fotobüchern ein Ringen um die Deutungshoheit über die Stadt bzw. das Bild von ihr: Was ist bemerkens-, sehens-, zeigens- und erinnernswert, und wie soll es gesehen werden?

Der Querschnitt aus Hundert Jahren Wien-Fotobücher führt vor, was die Zeitgenossen jeweils bewegte: etwa die Rettung des imperialen Wien in der Ersten Republik, die sozialen Errungenschaften des roten Wien, die "Perle der Ostmark", die Wunden des Zweiten Weltkriegs, das wiedergewonnene Selbstverständnis von Wien als "Wiedergeburt einer Weltstadt" in den 50er- und 60er Jahren und im letzten Jahrzehnt als (mittel)europäische Metropole.