Das lyrische Drama der englischen Romantik gilt als undramatisch. Die Selbstreflexion einiger Protagonisten hat jedoch durchaus dramatischen Charakter – unabhängig von der äußeren Handlung. Der Handlungsaspekt ist in das Innere der dramatis persona verlegt: Aus Prozessen der Selbstreflexion entsteht eine innere Dramatik. Diese geht mit einer entsprechenden Selbstkonstituierung einher: Anders als das lyrische Ich, das sein Inneres nur punktuell darstellt, entwickelt das "dramatische Ich" ein vollständiges Bild seiner selbst und drückt seine innere Dynamik kontinuierlich aus. Ein zentraler Bezugspunkt ist dabei die Frage nach der menschlichen Autonomie, wie drei exemplarische Texte (Wordsworths The Borderers, Byrons Manfred und Brownings Paracelsus) zeigen: Wordsworths Protagonist Marmaduke begreift Autonomie als letztlich hilflosen Widerspruchsgeist, der vor den Mächten der sozialen Welt kapituliert. Byrons Manfred-Figur erkennt, daß das Selbst autonom konzipierbar ist, und sieht Autonomie als solipsistische, soziale Fesseln sprengende Macht. Brownings Paracelsus versteht, daß das Ich auch in seiner Selbstkonstituierung immer auf die Gesellschaft rückbezogen ist: Er erfährt Autonomie als gestaltende Kraft, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern kann.