„Flanieren Sie! Sie sollen flanieren!“ So ruft es die Polizei per Megaphon in einer Karikatur den verdutzten Passanten zu, die in der Alltagshetze gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Als Sozialfigur hat es den Flaneur in Deutschland nie wirklich gegeben, im Unterschied z.B. zu Paris, wo ihm anno 1830 die Geburtsstunde schlägt. Doch zumindest die Literaten flanieren in Deutschland wieder und lassen sich ihre Texte und „Gedankengänge“ davon inspirieren. Bis 1933 ist dieses Phänomen bereits detailliert untersucht. In „Die Wiederkehr der Flaneure“ zeigt der Autor anhand eingehender Textanalysen wie seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein das Flanieren als literarische Tätigkeit neu entdeckt wird. Dabei können sich mehrere Flanerien durchaus zu ganzen Romanen verknüpfen, was bei Richard Wagner, Bodo Morshäuser, Jochen Schimmang und Cees Nooteboom der Fall ist. Doch auch der scharfe, den Zeitgeist durchdringende Blick ist Sache des Flaneurs, so bei Botho Strauß, Peter Handke und Rolf Dieter Brinkmann. Dabei wird der Flaneur als literarische Funktionsform begriffen, deren emotionales Spektrum die oft beschriebene schwärmerische Melancholie bei weitem übersteigt.