Eine unscheinbare Sammlung des 9. Jahrhunderts aus der Berner Burger-bibliothek überliefert bisher unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudo-isidors, die thematisch um das kirchliche Prozeßwesen kreisen. Die hier erstmals gedruckte Kanonessammlung, nach dem frühneuzeitlichen Besitzer der Handschrift – François Daniel – Collectio Danieliana genannt, überliefert nicht nur eine Frühform der Capitula Angilramni, sondern auch Texte, die (z. T. in weiter verfälschter Gestalt) Eingang in die Falschen Kapitularien des Benedictus Levita gefunden haben. Damit wird es möglich, neue Einblicke in die verwickelte Fälschungstechnik der von Klaus Zechiel-Eckes neuerdings im Kloster Corbie verorteten Fälscher zu nehmen. Zugleich ist die Sammlung Quelle für Texte gewesen, die Hinkmar von Laon für seine Auseinander-setzungen mit Hinkmar von Reims zusammengestellt hat, was einen weiteren Beleg für die enge Zusammenarbeit des Laoner Bischofs mit Mitarbeitern der pseudoisidorischen Werkstatt liefert. Neben einer historischen Einordnung der Sammlung enthält der Band die Edition der Collectio Danieliana, die durch ein Initienverzeichnis und ein Wortregister erschlossen wird.