Erich Koch (1896-1986) war einer der bedeutendsten Paladine Hitlers. Als Gauleiter von Ostpreußen führte er die NSDAP im mythenumwobenen „Bollwerk des Deutschtums“ zu den reichsweit besten Wahlergebnissen. 1933 zum Oberpräsidenten ernannt, regierte er die Provinz wie ein „kleiner Gaukönig“ und trug dabei maßgeblich zur Umwandlung des Weimarer Verfassungsstaates in einen nationalsozialistischen „Maßnahmenstaat“ bei. Im Zweiten Weltkrieg war er als Verwaltungsführer in den „eingegliederten“ polnischen Gebieten und als „Reichskommissar für die Ukraine“ der größte Territorialherr Hitlers. Seine brutale Besatzungspolitik, die Hunderttausende Opfer forderte, prägte das Bild Erich Kochs in der Nachwelt ebenso wie das Schicksal der ostpreußischen Bevölkerung in den letzten Kriegswochen, für das der Gauleiter verantwortlich gemacht wurde. 1950 wurde Koch an Polen ausgeliefert, 1958 vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt, das Todesurteil schließlich in lebenslange Haft umgewandelt. Erich Koch starb 1986 im Gefängnis.

Der Autor legt die erste Biographie des ostpreußischen Gauleiters vor. Er beschreibt nicht nur die Entwicklung eines protestantisch geprägten Arbeitersohns zum Politiker und Massenmörder, sondern auch die Einbindung der Person Erich Kochs in die Machtstrukturen des Nationalsozialismus. Koch wird als prototypischer Gauleiter dargestellt, dem es aufgrund seines politischen Geschicks und seiner Fähigkeit, die historischen Gegebenheiten virtuos zum eigenen Vorteil auszunutzen, gelang, eine weitaus mächtigere Stellung im „Dritten Reich“ zu erreichen als die meisten seiner Kollegen. An seiner Person wird der Einfluss der zweiten Funktionärsebene hinter Hitler, Himmler und Göring auf die Entwicklung des Nationalsozialismus deutlich. Zugleich wird die Geschichte Ostpreußens und der deutschen Besatzungspolitik im Osten aus einer bisher kaum beachteten Perspektive geschildert.