An den Leser

Wir sind der Mensch, der Mensch an sich. Wir, die gemeinsam rund um den Globus leben, wir, die dem Lebenswillen menschlicher Vorfahren ihr Dasein zu danken haben, wir, die künftigen Generationen das Menschenleben ermöglichen wollen, wir sind die Menschen, wir alle.
Wir erleben es täglich, die Welt ist oft schlecht und ungerecht. Zeitlebens sind unsere Körper von Gebrechlichkeit, unser Zusammenleben von Ungewißheit und unser Geist von Angst bedroht. In den Möglichkeiten, das eigene Geschick beeinflussen zu können, sind wir ebenso beschränkt wie im Verstehen der uns bestimmenden Wirklichkeit. Äußere und innere Bedingtheit ermöglicht unser Dasein einerseits, und andererseits behindert sie uns ständig.
Und doch, wer möchte nicht im Leben bleiben, sich seiner selbst bewußt werden, sich im Kreise seiner Mitmenschen beliebt machen und die Früchte seiner Lebensarbeit genießen, wer hat nicht Lust zu leben?
Der Mensch kann sich mittels seines Verstandes und all seiner Fähigkeiten von Zwängen und Gebundenheit, von Vorurteilen und geistiger Blindheit befreien. Wäre da nicht die Gefahr einfältiger, egozentrischer Selbstzerstörung, könnte man den Werdegang der Menschheit als die unendliche Geschichte bezeichnen.
Die Möglichkeit jedenfalls, sich selbst zu bewahren, ist dem Menschen gegeben, denn er kann sich seiner Fähigkeiten, er kann sich seiner selbst bewußt werden und daraus schlußfolgernd, mit Willen und dem entsprechend handeln. Es ist an der Zeit der Bestandsaufnahme des Menschlichen, zu fragen, was ist das Menschliche, es ist an der Zeit, den Blick auf das Überleben zu richten.

Frank Nöthlich