Der Begriff "Jenaer Glas" ist untrennbar verbunden mit dem 1884 von Otto Schott gegründeten Werk in Jena, dem Gründungsstandort der heutigen SCHOTT AG mit Sitz in Mainz.

In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich aus der Freundschaft zwischen Erich Schott, dem Maler Charles Crodel und dem Bildhauer Gerhard Marcks eine lange und fruchtbare Verbindung zwischen dem Jenaer Glaswerk und der Burg Giebichenstein in Halle, der bis heute traditionsreichsten mitteldeutschen Kunsthochschule.

Seitdem haben bis zum Jahr 2005 Mitarbeiter und Absolventen der "Burg" immer wieder Produkte und Konzepte für Hauswirtschaftsglas aus Jena entwickelt: nach den Entwürfen von Gerhard Marcks in den 20er Jahren erneuerte und modernisierte Ilse Decho ab 1960 das noch von Wilhelm Wagenfeld aus den 30er Jahren stammende Sortiment mit ihrem heute als Klassiker bekannten Teeservice und einem modular angelegten System von Back- und Bratformen. Ihr folgten der Hochschullehrer Hans Merz sowie zahlreiche weitere Absolventen mit teilweise ganz neuartigen Gestaltungsideen, ungewöhnlichen Entwurfsansätzen und erfolgreichen Geschirrserien.

Die Entwürfe der Gestalter von der Burg Giebichenstein und das Hauswirtschaftsglas aus Jena illustrieren ein bisher noch nie gezeigtes Kapitel deutscher Alltagskultur und Designgeschichte im 20. Jahrhundert.

Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 20. September 2006 bis 19. Januar 2007 in der Schott Villa Jena gezeigt wird.