Von der Bibel bis zu Walter Kempowskis 'Echolot', von Ovids 'Metamorphosen' bis zu Christoph Ransmayrs Ovid-Roman 'Die letzte Welt' spannt sich der Bogen der hier versammelten literarischen Essays – Gelegenheitsarbeiten aus zwanzig Jahren, entstanden meist im Zusammenhang mit den legendären NDR-Sendereihen 'Am Morgen vorgelesen' und 'Texte und Zeichen'. Ohne die Absicht, die behandelten Autoren und Werke erschöpfen zu wollen, versteht der Autor seine 'Literarische Zerstreuungen' eher als Annäherungsversuche, als Leseanreize fast im Sinne einer Gebrauchsanweisung. Sie verführen zum Lesen und Wiederlesen von Büchern, die Bestand haben, solange sie Mühe machen. Die Literatur ist ein altes Medium ohne technischen Aufwand: 'als Hardware ein Bleistiftstummel'. Wie kein anderes verbindet sie Erkenntnis und Geheimnis, Vergnügen und Melancholie, während vieles von dem, was als sonst als Vergnügen ausgegeben wird, nur ein Versuch ist, unser Bewußtsein zu zerstören. George Orwell schrieb: 'Der Mensch bleibt nur menschlich, wenn er große Flecken von Einfachheit in seinem Leben bewahrt, während die Tendenz vieler moderner Erfindungen dahin geht, ihn den Tieren anzunähern.'