Welchen Sozialisationsprozess durchläuft ein Mensch auf dem Weg zu einer gelehrt-geistlichen Karriere? Welche Motivationen bestimmen sein Handeln, welche Umfelder determinieren, welche Strukturen beschränken es? Diese Fragen werden an die Biographie von Bernhard Pez OSB herangetragen, eines der bedeutendsten österreichischen Geschichtsforscher des 18. Jahrhunderts. Pez stammte aus einer wohlhabenden Gastwirtsfamilie in Ybbs an der Donau, absolvierte seine Studien bei den Jesuiten in Wien und Krems, nahm in Melk das Ordensgewand und baute dort ein gelehrtes Korrespondentennetz von europäischen Dimensionen auf. Seine Gelehrsamkeit war jedoch nicht losgelöst von seinen familiären Ursprüngen: Einmal jährlich kam der gelehrte Sohn zum Predigen in seine Heimatstadt, und Korrespondenten hinterlegten mittelalterliche Handschriften im elterlichen Gasthaus.