"Wechselwirkung" ist einer der zentralen Begriffe von Hölderlins Poetologie. Die Studie nimmt ihn zum Leitfaden einer mikrologisch genauen Analyse eines Aufsatzentwurfs zur Theorie der Tragödie. Dieses Vorgehen macht die Fundamente der in dem Text erarbeiteten Konzeption im Gedanken eines elementaren "Widerstreits" sichtbar, der das kosmische und geschichtliche Werden ebenso bedingt wie die Form des menschlichen Bewußtseins. Philosophiehistorisch wird die herausragende Bedeutung Heraklits für Hölderlins Theoriebildung betont. Mit Heraklit gelingt es Hölderlin, in den Prinzipien von Wechselwirkung und Widerstreit eine eigenständige Position zwischen Spinoza und Fichte zu erarbeiten. In Exkursen untersucht die Arbeit motivische Querverbindungen des Aufsatzes zu Hölderlins späten Hymnenfragmenten und Übersetzungen aus dem Griechischen.