Ehe, Familie und das Zusammenleben der Geschlechter sind nicht erst im 20. Jahrhundert zu gesellschaftlichen Streitfragen avanciert. Schon an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit fochten Humanisten, Theologen, Schulmeister und Schriftsteller in Flugschriften, Kanzelreden und auf den Theaterbühnen wortgewaltig um konkurrierende Auffassungen vom Ehe- und Familienleben. In der Reformationszeit setzte sich auch die kirchliche Trauung durch und mit ihr entstand die Hochzeitspredigt. Die vorliegende Arbeit erweitert den Blick auf den frühneuzeitlichen Ehediskurs, denn der Autor erschließt und erforscht darin erstmals ein repräsentatives Korpus von über 200 Hochzeitspredigtdrucken. Er ermittelt die große Bandbreite von Textfunktionen dieser Gattung deutschsprachigen Gelegenheitsschrifttums und zeigt in einer kulturgeschichtlichen Diskursanalyse auf, wie die Hochzeitspredigt von Beginn an zur Propagierung der evangelischen 'Kulturrevolution' eingesetzt wurde. Eine ausführliche Bibliographie rundet das umfangreiche Werk ab.