Horaz rezipiert und produziert in der Nachfolge der frühgriechischen Dichter jegliche «Gelegenheitsdichtung» somit auch sympotische und meta-sympotische Poesie (Dichtung auf einem Symposion und über ein Symposion). Die einstige institutionelle Verankerung des Symposions als Ort der Literatur fällt bei Horaz weg, doch die Häufigkeit meta-sympotischer Elemente verweist auf ihre traditionelle Funktionalität: In den meta-sympotischen Oden und in deren Vorläufern in den Epoden schafft Horaz konsequent etwas für Rom Neues: literarische Symposia, «Poetik des Festes». Er nimmt die Spuren von Performance und Performanceanlass aus den ihm vorliegenden Texten und schreibt diese in seine Dichtung ein, indem er mit seinen Adressaten über den Anlass Symposion «ins Gespräch» kommt. Dabei versteht er es, für die verschiedenen Adressatenkreise die meta-sympotische Lyrik und seine sympotische Maske attraktiv zu nutzen. – Intertextualität, Narratologie und Literatursoziologie (Patronat, Debatte über Mündlichkeit und Schriftlichkeit) greifen ineinander und machen plausibel, welche Faszination von meta-sympotischer Poesie für den Dichter Horaz und für sein Publikum ausgehen konnte.

Summary
The Greek poet Horace frequently created «literary symposia» in his odes and epodes, long after symposia ceased to be an institution for literature.